Auf dieser Seite berichten Kinder über Ihre Krankheit.
Sie schildern Ihre Gefühle, Ihre Erfahrungen und Ihre Erlebnisse auf dem Weg Ihrer Erkrankung.

Alle Namen sind von unserer Redaktion geändert. Wir veröffentlichen nur Berichte nach ausdrücklicher Genehmigung durch den Urheber.


Wegen eines Tumors verbrachte ich große Teile meiner Kindheit im Krankenhaus. Meine Lebensgeschichte:
Ich bin 16 Jahre alt und habe einen Tumor in meinem linken Bauch- und Becken- Bereich. Er ist bösartig, wenn er wächst. Aber im Moment wächst er nicht. Als ich fünf Jahre alt war, wollten wir eigentlich gerade in den Urlaub nach Bulgarien fliegen. Aber vorher waren wir noch schnell beim Kinderarzt, weil ich eine große Beule an der linken Hüfte hatte. Der meinte: „Hm, vielleicht irgendwo gestoßen...? So ist das bei Kindern eben manchmal. Aber jetzt fahrt erst mal ganz beruhigt in den Urlaub!“ Das haben wir auch getan. Die Beule wuchs aber weiter. Und irgendwann war sie so groß wie ein Softball. Wir gingen wieder zum Arzt. Er hat Ultraschall gemacht, aber auf den Bildern konnte man nicht wirklich viel erkennen. Der Arzt beruhigte meine Eltern.
Es wäre wahrscheinlich nur Hautgewebe, das man einfach wegoperieren könne. In dem Glauben sind wir ein paar Tage später nach Vechta in die Kinderklinik gefahren – und da fanden die Ärzte, dass der Ball doch eher aussieht wie eine Zyste. Oder wie ein Tumor.

Ich wurde nach Oldenburg ins Krankenhaus geschickt. Dort wurde die Stelle aufgeschnitten, eine Probe entnommen und wieder zugenäht. Die Untersuchung der Probe ergab: Es ist wirklich ein Tumor. Ich musste also wieder aufgeschnitten werden. Ich selbst hab mir nicht viel dabei gedacht. Ich hatte keine Schmerzen und auch keine Angst. Ich war ja noch klein und verstand das alles gar nicht so richtig. Ich fand die Situation sogar ganz witzig – die Ärzte haben Scherze mit mir gemacht und mir immer so viel Aufmerksamkeit geschenkt... Die OP fand ich weniger schlimm als das Abziehen des Pflasters danach von der Wunde. Ich weiß noch, dass ich die Ärzte immer angemeckert habe, wenn sie mir wieder ein Pflaster aufkleben wollten. Nach der OP war die Beule weg.

Meine Eltern atmeten auf. Leider zu früh. In meinem Inneren wuchs der Tumor weiter. Aber nicht mehr nach außen, sondern nach innen, wie sich später herausstellen sollte. Eine Weile passierte nix.
Aber als ich acht war, bekam ich plötzlich Fieberschübe, die sich niemand erklären konnte. Der Tumor hatte sich wieder vergrößert, und mir ging es richtig schlecht. Die Ärzte reagierten sofort.
Wieder Krankenhaus. Ich bekam meine erste Chemotherapie. Die Behandlung dauerte die nächsten zwei Jahre. Ich musste mehr als 20 Tabletten am Tag nehmen. Aber den Großteil davon habe ich wieder ausgekotzt. Mir war ständig übel.
Die meisten Sachen konnte ich gar nicht essen – weil ich sie nicht runterbekam, aber vieles durfte ich auch gar nicht mehr: Milch, Weizen und noch einiges mehr waren nicht erlaubt. Ich habe mich eigentlich nur von Wasser, Reis und so ‘nem schleimartigen Fruchtzeug ernährt. In der Schule habe ich nie was gegessen, weil ich morgens immer die stärksten Tabletten nehmen musste. Und wenn ich danach was aß, musste ich mich immer übergeben.
Aber das musste ich sowieso oft, auch wenn ich gar nichts zu mir nahm. Außerdem fielen mir die Haare aus. Ich trug ein Kopftuch.

Und wie es in der Grundschule nun mal so ist, haben Kinder für jemanden, der anders ist, wenig Verständnis. Ich wurde geärgert und gehänselt: „Ääähh, Du siehst ja aus wie ein Junge! Voll scheiße!“ Ich hatte keine Haare mehr und auch noch keine weiblichen Konturen wie ein paar andere Mädchen aus der Klasse, also war ich das „Mannsweib“. Als ich aufs Gymnasium kam, dann die nächste Chemotherapie.

Ich fühlte mich wie ein Versuchsobjekt. Meine Operationen wurden aufgezeichnet und gefilmt. Vielleicht, weil nur wenige Menschen in so einem jungen Alter schon einen so großen Tumor haben. Ich bin in weltweiten Studien drin.
Mich haben also schon Tausende Ärzte und Medizinstudenten von innen gesehen.

In der siebten Klasse ging es mir gut. In der achten ging es wieder los. Der Tumor quetschte eine Arterie ab, die zum Herzen führte, aber auch das komplette linke Bein versorgte. Die Ärzte wunderten sich, dass ich überhaupt noch laufen konnte.
In einer langen Operation verpflanzten sie mir eine Sehne aus dem rechten ins linke Bein und wechselten die Arterie. Für die Zeit der Anheilung wurde ich ins künstliche Koma gelegt, damit ich mich nicht bewegte. Als ich aufwachte, blieb ich noch vier Wochen auf der Intensivstation und wurde mit Medikamenten vollgepumpt. Mein Papa hat mal nachgefragt, wie viele „Drogen“ ich zurzeit denn wohl so kriegen würde. Da meinte der Arzt zu ihm: „Wenn Sie diese Dosis jetzt auf einmal nehmen würden, würden Sie tot umfallen!“ Ein Mittel, das ich lange nehmen musste, war: Dipidolor. Danach ging es mir immer viel besser, es half so gut gegen die Schmerzen.
Dass es abhängig machen kann, interessierte mich nicht – ich dachte: „Ich nehme das jetzt noch mal gegen die ganz schweren Schmerzen, und wenn ich’s nicht mehr brauche, hör’ ich halt damit auf, kein Problem.“ Aber irgendwann bekam ich Angst, dass ich das Mittel nicht mehr nehmen dürfte. Ich bildete mir unfassbar schlimme Dinge ein, wie schlecht es mir ohne Dipidolor gehen würde.

Ich bekam Panikattacken. Ich drehte völlig durch und riss mir selber meine Zugänge raus.
Sicherheitshalber übertrieb ich und spielte schwerere Schmerzen vor, als ich hatte – nur, damit ich dieses Zeug weiternehmen darf. Als ich aus dem Krankenhaus nach Hause kam, musste ich erst mal im Rollstuhl sitzen.
Langsam lernte ich wieder, zu gehen.

Bis Anfang der neunten Klasse war ich damit beschäftigt. Dann kam die nächste große Operation. Ich war in diesem Jahr eigentlich nur im Krankenhaus.
Immer wieder aufmachen, Proben entnehmen...
Krampfartige Schmerzen...
Übergeben...
Immer wieder...

Ich wollte nicht mehr! Ich riss mir den Katheter raus, schmiss mich auf den Boden, schlug meinen Kopf darauf und schrie. Die jüngeren Assistenzärzte sagten, dass ich übertreiben würde und gar nicht so schlimme Schmerzen haben könnte. Vielleicht hätte ich durch die vielen Operationen und Medikamente ein zu empfindliches Schmerzempfinden. Aber ich solle mich jetzt mal wieder beruhigen und nicht so anstellen.
Montagmorgen kam der Chefarzt aus dem Wochenende und stellte fest, dass sich eine Blutblase an meiner neuen Arterie gebildet hatte. Ich wurde wieder ins künstliche Koma versetzt, um den Körper stillzulegen. Trotzdem platzte die Blase.

Am 6. März 2012 wurde ich wiederbelebt.
Als ich eine Woche später auf der Intensivstation mit 45 Schläuchen in und an meinem Körper kurz aufwachte, war das Erste, was ich sagte: „Papa.“ Der fing an zu weinen, so sehr hat er sich gefreut. Und das Zweite war: „Wann darf ich wieder reiten?“ Das ist nämlich meine große Leidenschaft. Damals hieß es zuerst, dass ich wohl nie wieder reiten dürfe. Unvorstellbar für mich.

Danach ging es dann noch mal sechs Wochen nach Heidelberg zur Bestrahlung. Das wirkte auch gut – die letzten Untersuchungen haben gezeigt, dass der Tumor nicht mehr gewachsen ist.
Alle Vierteljahre fahre ich jetzt noch nach Stuttgart zur Untersuchung.
Dort muss ich ins MRT, es werden Bilder von meinem Tumor gemacht um mit den vorherigen verglichen. Durch die ganzen Operationen habe ich Probleme mit meiner linken Niere. Mir wurde ein Katheter namens „Double-J“ eingesetzt. Der muss öfter gewechselt werden, aber es funktioniert.

Meine Organe liegen nicht mehr so wie bei anderen Menschen. Und durch die zwölf Operationen habe ich sehr viel Narbengewebe.
Mein Arzt in Stuttgart macht immer Witze, dass nur er sich noch in meinem Bauch auskennen würde. Ich habe auch keinen linken Eierstock mehr. Der rechte wurde mir bei einer OP entfernt und in Bonn in der Uniklinik eingefroren.
Falls ich mal Kinder haben möchte, kann er mir angeblich wieder eingesetzt werden.
Ich hoffe, das stimmt.
Für meine Eltern waren die letzten Jahre auch eine schwere Zeit. Meine Mutter ist immer mit mir ins Krankenhaus gekommen, hat bei der Arbeit oft gefehlt und viele Minus-Stunden angehäuft.
Ihr Chef hat zum Glück großes Verständnis gezeigt.
Trotzdem war sie häufig fertig mit den Nerven.

Ein großes Problem war auch, dass unsere Krankenkasse die Fahrtkosten in die Spezialkliniken nicht zahlte.
Man teilte uns mit, ich könne auch im nächstgelegenen Krankenhaus behandelt werden.
Auch die Kosten für eine aufwändige OP wollte die Kasse nicht übernehmen.
Wir hätten einen hohen fünfstelligen Betrag selbst zahlen müssen.

Aber wir hatten das Glück, dass uns der Krebsverein Vechta unterstützt und gegen die Krankenkasse geklagt hat.
Insgesamt habe ich echt viel Zeit im Krankenhaus verbracht.
Weil ich so lange weg war, hatte ich immer Angst um meine Freundinnen. Dass sie sich mehr und mehr von mir entfernen würden, wenn ich weg bin. Aber sie haben mich immer unterstützt und überall, wo sie hinkommen konnten, besucht.
Von meiner ehemaligen Klasse habe ich einen Karton voller Geschenke bekommen – Kuscheltiere und Karten. Das hat mir sehr geholfen, denn es hat gezeigt, dass an mich gedacht wird.

Ich habe jetzt ganz viele Narben über den Körper verteilt. An den Armen und am Hals, eine große am Bein, die größte ist eine Kreuznarbe über den kompletten Bauch. Ich habe ein Problem damit, sie anzufassen.
Klar, Narben zeigen, dass man viel erlebt hat, sie erzählen Geschichten, haben vielleicht sogar was Starkes.
Aber im Schwimmbad finde ich es trotzdem nicht schön damit.
Da starren mich alle an.
Statt dumm zu glotzen, sollten sie mich doch einfach mal fragen, warum ich diese Narben habe! Einmal bin ich zu jemandem hingegangen, der die ganze Zeit auf meinen Bauch gestarrt hat, und hab gesagt: „Was guckst Du so? Möchtest Du auch so eine Narbe haben?“ Danach hat er nicht mehr hergeguckt.
In der ersten Zeit wollte ich unbedingt Schönheitsoperationen haben, um die Narben wegzukriegen.
Aber mittlerweile komme ich damit klar.
Klar hatte ich auch Angst davor, dass ich niemals einen Jungen finden würde, der ein Mädchen akzeptiert, das so einen Körper hat. Mein Ex-Freund fand die Narben zum Beispiel ekelhaft.
Nachdem er sich von mir getrennt hatte, wollte ich gar nichts mehr mit Jungs zu tun haben.
Aber mein jetziger Freund kommt damit super klar. Er baut mich immer auf, wenn ich mich deswegen schlecht fühle. Sogar nach Stuttgart ins Krankenhaus hat er mich begleitet – und saß die ganze Zeit neben mir am Bett!

Gesprächsprotokoll: Amata Schulze (16) aus Sulingen hat mit Jessi (16) gesprochen.

Bericht einer betroffenen Teilnehmerin über die Winterfreizeit des Vereins Hilfe für krebskranke Kinder Vechta vom 01.01.2018 – 09.01.2018 in Madonna - Dolomiti di Brenta

„Jeder Tag bringt seine Geschenke mit, man braucht sie nur auszupacken.“ Albert Schweitzer

2000 Meter über den Sorgen

Jeder Tag bringt seine Geschenke mit,….im wahrsten Sinne des Wortes!
Die Winterfreizeit in den Dolomiten war ein riesengroßes, einzigartiges Geschenk.
In diesem Geschenkpaket warteten noch viele Überraschungspäckchen, die es galt gemeinsam zu öffnen.

Am 1. Januar 2018 startete unsere Reise mit 37 abenteuerlustigen jungen Menschen, die durch Krebs im Kindes- oder Jugendalter geprägt wurden und deren Geschwister. Die Teilnehmer sind im Alter von 13 bis 24 Jahren.
Mit dem Reisebus von Vechta aus ging es nach Norditalien in die majestätische Bergwelt der Dolomiten nach Madonna di Campiglio.
Nach einer langen Busfahrt erreichten wir in bester Laune unser Ziel.

Uns empfing eine wunderschöne Schnee-und Berglandschaft, sodass jeder mit einem strahlenden Lächeln den Rest an Müdigkeit abschüttelte.
Aber nicht nur die schöne Landschaft zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht, sondern auch Almute Klein, die gute Seele des Elternvereins Vechta, welche uns freudig begrüßte. Ihr sei an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön und eine dicke Umarmung zugedacht, denn ohne ihr Engagement und das Talent Menschen zu bewegen aktiv mitzuhelfen, wäre solch ein Projekt in dieser Form undenkbar.

…und so packten wir an jedem einzelnen, der 9 Tage gemeinsam unsere Überraschungspäckchen aus. Für einige war es das erste Mal, dass sie auf Skier oder Snowboard standen. Wie groß war dann die Freude, über jeden noch so kleinen Fortschritt. Alle waren hochmotiviert, und so vergingen die Tage wie im Flug.
Wir haben in den 9 Tagen so viel gemeinsam erlebt, sodass es rückblickend schwer zu sagen ist, was der schönste Tag oder Augenblick war.

Für mich persönlich gab es ein Extraüberraschungspäckchen am 3. Januar, als ich während des Frühstücks mit einem kerzenbestückten Geburtstagskuchen, fröhlich gestalteten Luftballons in Form von Blumen und Herzen, Geburtstagsgirlanden, einer wunderschönen selbstgehäkelten Skimütze, und einem Geburtstagsständchen überrascht wurde. Dazu malte der Winter einen hellblauen Himmel und die Sonne lachte den ganzen Tag. Es war der perfekte Tag für Skifahrer, Snowboarder, Schlittenfahrer, Schneeschuhwanderer und Wintersonnenanbeter. Am Abend bauten wir eine Schneebar und ließen bei lecker schmeckenden Getränken und Snacks - im Schein von Fackeln, Wunderkerzen und Lichterketten den Tag ausklingen.
Es war für mich ein außergewöhnlich schöner Geburtstag, und ich danke nochmal allen, die daran mitgewirkt haben!! Es war schön, diesen Tag mit euch zu feiern!!

Das nächste Highlight war das gemeinsame Gruppenfoto oben auf dem Bergplateau des Passo Croste` in 2444 Höhenmetern. 37 fröhlich durch den Schnee hüpfende Winterfreizeitler, alle mit kunterbunten, selbstgemachten Mützen und blauem Vereinshoodies platzierten sich vor einer atemberaubenden Bergkulisse und jeder konnte fast ein klein wenig den Himmel mit den Fingerspitzen berühren.
Dem Himmel so nah zu sein, ist ein unbeschreibliches Gefühl! Noch dazu mit dieser tollen Gruppe!

In jeder freien Minute schlossen sich Kleingruppen zusammen und spielten Gemeinschaftsspiele.

Auch das Sprechen über die Krankheit und die Erfahrungen mit dem Thema Krebs standen im Vordergrund.
Hierzu setzten wir uns zum gemeinsamen Gespräch zusammen, um über die Erlebnisse und die Vergangenheit der Krankheit zu reden. Diese Gespräche sind in der Gruppe ganz besonders gut und wichtig. Schließlich sind alle mit dieser Krankheit konfrontiert worden und jeder kann einmal sein Herz ausschütten und von seinen Sorgen berichten. In dieser Gruppe sind viele Gespräche möglich, die anderswo schwer verstanden werden. Hemmschwellen werden abgebaut; weit weg von zu Hause und all den negativen Erinnerungen.
Geschwisterkinder stehen meist im Hintergrund und werden oft alleingelassen mit Sorgen, Ängste und Problemen. Auch sie können sich aufgefangen fühlen und einmal aussprechen, was ihnen auf der Seele brennt.


Am Wochenende wartete dann nach einem aufregenden Tag auf der Piste, die Skitaufe auf uns. Jeder Neuling erhielt nach einer schaurig schönen Zeremonie mit Skigeistern im Schutze der Nacht, unter einem sternenklaren Himmel seinen Taufschein. An jenem Abend fielen wir todmüde, aber glücklich in den Schlaf.

Es folgten noch wunderschöne Augenblicke mit Picknicken im Schnee, Aufspüren der Michael Schuhmacher Piste und anderer Pisten, wo unsere Profis wie Stephan, Kati (unsere Snowboardqueen), Almute um nur ein paar zu nennen, das Herz aufging.

Nicht zu vergessen unsere täglichen Spieleabende, wo ich allein 5 neue Spiele kennengelernt habe. Hat jedes Mal viel Spaß gemacht! Ebenso die morgendlichen Aufwärmspiele im Schnee. Erstaunlich was man alles in der weißen Pracht spielen kann. Die Fotos und Videos zeigen wie ausgelassen und fröhlich wir bei der Sache waren. Superschöne Erinnerungen!!

Der krönende Abschluss fand in Form einer Skirallye statt. 6 Gruppen mit 4 Teammitgliedern. Das Ganze ging über 6 Skistationen. Von Slalomfahrt mit Orangenbalancieren, Tischdeckenrodeln, Schneefigurenbauen, lösen von Rätselaufgaben, Gedicht oder Lied aus vorgegebenen Begriffen ausdenken, Luftballontiere basteln, Gegenstände in einem Beutel erfühlen, ein gemeinsames Foto von so vielen Leuten wie möglich machen, Montagsmaler im Schnee spielen, eine Trophäe am Ende präsentieren, und natürlich zeigen, dass wir Ski oder Snowboard fahren können, und nebenbei noch akrobatische Übungen drauf haben wie z.B. an Stephans Station: auf Ski oder Snowboard im Kreis drehen. Zum Glück hat keiner einen Knoten in die Beine bekommen. Wir hatten alle riesigen Spaß!!

Als der Tag der Abreise nahte, versuchte uns Väterchen Frost mit einem tüchtigen Schneeflockentanz, der in der Nacht in einen Schneesturm überging im Reich der Dolomiten festzuhalten. Er hat es nicht ganz geschafft, gleichwohl uns der Abschied sehr schwer gefallen ist. Am 10. Januar 2018 sind wir alle wohlbehalten in Deutschland angekommen. Der ein oder andere ist noch mit seinen Gedanken und dem Herzen in der schönen Bergwelt, die tiefverschneit einer Märchenlandschaft gleicht.

Ich bedanke mich ganz herzlich, dass ich diese tolle Winterfreizeit mit Euch allen gemeinsam erleben durfte!!!

An die Kinder und Jugendlichen – ihr seid spitze, jeder Einzelne von Euch!
Hochmotiviert, lebensfroh und echte Kämpfer!


Peggy

Ein Aufschwung nach der Krebserkrankung

Winterfreizeit 2018 in den Dolomiten, Italien

Italien.
In den Dolomiti di Brenta, dem Skigebiet Madonna di Campiglio liegt viel Schnee als wir ankommen, sehr viel Schnee.
Hinter uns liegt eine lange Fahrt von 15 Stunden und trotzdem stehen wir kurz nach unserer Ankunft schon auf unseren Skiern und Boards, bereit loszulegen.
Wir, das sind ehemalige Krebspatienten und Geschwisterkinder von Betroffenen aus den Kreisen Vechta, Cloppenburg und Diepholz.
Alle zwei Jahre organisiert der Verein Hilfe für krebskranke Kinder Vechta ev. eine Winterfreizeit, um uns die Möglichkeit zu geben, mal rauszukommen, wieder neu anzufangen und wieder zurück ins Leben zu kommen.
Die Diagnose Krebs wirft eine ganze Familie aus der Bahn.
Unter der Erkrankung leiden nicht nur die betroffenen Kinder, sondern auch deren Geschwister und Eltern.
Die Winterfreizeit des Verein bietet dann, nach dieser schweren Zeit, wie auch immer die ausgegangen sein mag, eine Erholung und eine Bestätigung des oft stark erschütterten Selbstwertgefühls. Ich war selbst betroffen, bin schon zum dritten Mal dabei und wieder völlig überwältigt und dankbar, dass es diese tolle Fahrt gibt.
Die Gruppe ist nie dieselbe, es kommen immer neue Gesichter dazu, neue Betreuer, aber auch Kinder, Jugendliche und Betreuer , die man schon kennt und die ebenfalls schon oft dabei waren.
Und obwohl am Anfang alles neu ist, die meisten Leute noch fremd sind, wächst diese Gruppe betroffener Jugendlicher unheimlich schnell zu einer tollen Gemeinschaft zusammen.
Das liegt vor allem daran, dass man sich unter gleich Gesinnten befindet.
Jeder und jede aus der Gruppe hat das Thema Krebs hautnah erlebt.
Der Krankheitsverlauf ist nie derselbe oder der Prozess des gesund Werdens, sondern das Leid und die Angst, die diese Krankheit mitbringt.
Das verbindet diese Gruppe auf eine Weise, die ich nicht beschreiben kann.
Man weiß nur, dass alle um einen herum wissen wie es einem geht oder es nachvollziehen können, wenn man mal nachdenklich ist, ein wenig geschwächt noch von den Folgen der Erkrankung oder jemanden andere Sorgen beschjäftigen.
Auch der Verlust eines Geschwisters gehört zu der Geschichte dieser Jugendgruppe.
Und das wird akzeptiert, wenn man reden möchte.
Wir können hier darüber reden, und wenn nicht, ist das auch nicht schlimm.
Während jeder Freizeit gibt es auch einen Gesprächsabend für alle, die reden möchten oder einfach nur mal zuhören wollen.
Vielen der Kinder und Juegndlichen die mitfahren, hilft so eine Gesprächsrunde, um sich zu öffnen und selbst ein bisschen von der schweren Zeit zu verarbeiten, ganz egal ob es Geschwisterkinder oder Betroffene selber sind.
Mit den Freunden von zuhause geht das manchmal nicht so gut, weil sie zwar verständnisvoll reagieren, aber das, was wir durchgemacht haben, nicht nachvollziehen können.
Hier können wir uns Betroffene wiederfinden, zusammenkommen und uns Halt geben, nicht nur während der Reise, sondern auch nach dieser Fahrt.
Wir behalten oftmals den Kontakt zueinander und geben uns Halt.
Und weil wir so liebevoll zusammenhalten, füreinander da sind und gut miteinander reden können, können wir auch genauso gut und noch besser zusammen lachen und viel Spaß haben.

Die gemeinsamen Tage in den Bergen sind meist durchgeplant mit einem lustigen, bunten Programm.
Tagsüber bietet das Skigebiet unglaublich viele und tolle Pisten zum Befahren und auch teilweise Neuschnee für lustige Offroad Abenteuer.
Mittags haben wir uns ein tolles Buffet als Picknick in der Hütte oder irgendwo auf der Piste aufgebaut und es uns gut gehen lassen. Später dann wurde immer ein tolles Abendprogramm geboten.
Ob Schneecocktailbar, Skirallye, Kennlernspiele, Gesellschaftsspiele oder einfach ein gemütliches Beisammensein.
Es ist für jeden etwas dabei und jeder kommt auf seine Kosten.
Wie viel Aufwand und Zeit benötigt wird, all das auf die Beine zu stellen, bekommt man erst so richtig mit, wenn man älter ist und vielleicht auch ein paar Mal dabei war.
Egal ob es ums Essen kaufen und hochbringen oder die Gruppenorganisation oder das Abendprogramm geht; die Betreuer übertreffen sich jedes Mal aufs Neue und machen jede einzelne Winterfreizeit zu einem besonderen Erlebnis.

Louisa

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